Meldung vom 12.09.2025
Lyle Seitz, Director of Hockey Operations der win2day ICE Hockey League, geht in seine 15. Liga-Saison. Im Saisonstart-Interview zieht der Kanadier eine durchweg positive Bilanz: Die Liga habe sich sportlich, organisatorisch und im Unterhaltungswert spürbar weiterentwickelt. Zudem gibt er Einblicke in sein breites Aufgabenfeld – von Spielbetrieb, der Kommunikation bis hin zu Sicherheit und Disziplinarmaßnahmen – und betont die Bedeutung von Feedback, Austausch und europäischer Zusammenarbeit für die Zukunft des Eishockeysports.
Das gesamte Video in deutscher Übersetzung:
Lyle, du gehst in deine 15. Ligasaison. Wenn du auf all die Jahre zurückblickst – wie siehst du diese Zeit?
Seitz: „Nun, zuerst einmal ist die Zeit unglaublich schnell vergangen, aber realistisch betrachtet klingen 15 Jahre nach einer sehr langen Zeit – und in mancher Hinsicht sind sie das auch. Aber in der Entwicklung des Sports und in der Entwicklung des Eishockeys habe ich das Gefühl, dass wir sehr produktiv gewesen sind: das Spiel wächst, unsere Fanbasis wächst, der Unterhaltungswert wächst. Deshalb muss ich ehrlich sagen – und da gebührt den Spielern und Trainern der größte Dank –, dass ich mit der gesamten Entwicklung sehr zufrieden bin. Der Verdienst liegt bei ihnen.“
Für jemanden, der mit dem Begriff ‚Director of Hockey Operations‘ nicht viel anfangen kann: Wofür bist du verantwortlich und wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Seitz: „Im Grunde für alles, was innerhalb der Halle passiert. Ob es das Spiel selbst ist, die Trainer, die Spieler, die Schiedsrichter, das Off-Ice-Team, die Security – alles, was innerhalb dieser vier Wände stattfindet, fällt in meinen Bereich. Wenn man auf einen durchschnittlichen Tag blickt, geht es in dieser Jahreszeit natürlich in erster Linie um Vorbereitung: alles für die Saison aufstellen, gemeinsam mit den Trainern, Spielern und Spieloffiziellen. Da gibt es viel Kommunikation hin und her. Aber im Verlauf der Saison geht es auch darum, dass wir unser Produkt aufrechterhalten – und zu diesem Produkt gehören all die Menschen und Gruppen, die dieses Spiel großartig machen. Mein Alltag reicht daher von Disziplinarmaßnahmen – was eher die negative Seite ist, aber manchmal nötig, um den Standard des Spiels zu sichern – bis hin zum Umgang mit persönlichen Problemen einzelner Beteiligter, die niemand anderes etwas angehen, die wir aber lösen müssen. Wie man sieht, ist das ein sehr breites Feld: es hat mit dem Spiel, mit den Spielern, Schiedsrichtern und auch ihren Familien zu tun – all das landet irgendwann auf meinem Tisch.“
Wie haben sich die Anforderungen deiner Position in den letzten Jahren verändert?
Seitz: „Einerseits ist es einfacher geworden, weil unser Spiel ein hohes Niveau erreicht hat. Wir sind konkurrenzfähig mit jedem Land in Europa, sportlich sehr stark. Andererseits endet der Job nie. Wir entwickeln uns ständig weiter, wir wollen uns immer verbessern. Bei den Schiedsrichtern zum Beispiel: leisten sie gute Arbeit? Ja, absolut. Aber das heißt nicht, dass wir uns zurücklehnen. Wir müssen besser werden. Bei den Trainern ist es ähnlich: sie coachen ihre Teams, wie sie es für richtig halten – das ist nicht meine Aufgabe. Aber gemeinsam tragen wir Verantwortung dafür, ein Spitzenprodukt auf dem Eis zu haben, unseren Fans etwas für ihr Geld zu bieten und das Spiel in der richtigen Weise darzustellen. Wenn ich 15 Jahre zurückblicke: Damals haben wir Regeln und Strukturen aufgebaut. Heute geht es darum, das Spiel immer weiter zu entwickeln.“
Wie organisierst du Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Trainern aller Clubs?
Seitz: „Das sind unzählige Telefonate pro Woche und sehr viele E-Mails am Tag. Aber im größeren Bild geht es um Kommunikation mit allen Beteiligten: Trainern, Spielern, Schiedsrichtern. Wir alle sind im selben Geschäft, auch wenn die Teams gegeneinander spielen. Dieses Miteinander funktioniert am besten mit Video, Voiceover-Material, Analysen von Situationen, die vielleicht letzte Woche falsch gelaufen sind – sei es durch Schiedsrichter, die Liga oder andere Umstände. Dann ist es unsere gemeinsame Aufgabe: Das ist passiert, so machen wir es in Zukunft besser.“
Du hast lange in der NHL gearbeitet. Worin unterscheiden sich Interaktion und Kommunikation mit Trainern und Spielern in Nordamerika von jener in Europa?
Seitz: „Das ist eine sehr gute Frage. Es gibt viele Unterschiede. In unserer win2day ICE Hockey League spielen vier Länder mit, dazu kommen drei Hauptsprachen. In der NHL dagegen ist es einheitlich: eine Sprache, zwei Länder, die sich kulturell sehr ähnlich sind. Wenn man an die Kommunikation denkt: Auf dem Eis spricht jeder Schiedsrichter Englisch – aber ist es auch deine starke Sprache, verstehst du alles? Bei uns mischen sich verschiedene Kulturen, Regierungen, politische Rahmenbedingungen. Das beeinflusst unseren Alltag in der Liga, während die NHL damit nichts zu tun hat. Vor allem in hitzigen Spielmomenten – mit Adrenalin und Emotionen – muss bei uns die Kommunikation klar, ruhig und sehr verständlich sein, damit alles korrekt verstanden wird.“
Wie wichtig ist Feedback von Spielern, Trainern und Schiedsrichtern für dich in der Weiterentwicklung der Liga?
Seitz: „Es ist mein tägliches Brot – das wichtigste überhaupt. Ich manage Situationen, Erwartungen vor der Saison und reagiere während der Saison auf Ereignisse. Aber am Ende geht es um eines: Dieses Spiel gehört den Spielern. Ein gutes Beispiel ist der medizinische Bereich: Auf Wunsch und Initiative der Spieler haben wir inzwischen überall Clubärzte, Sanitäter vor Ort, Verletzungsberichte und ein Netzwerk für die Gesundheit und Sicherheit der Spieler. Genau aus dieser Kommunikation heraus entstehen Verbesserungen. Auch auf dem Eis ist der Austausch zwischen Spielern und Schiedsrichtern nicht nur negativ. Ein Beispiel war der Fall Huber: ein Bruder als Spieler, der andere als Schiedsrichter. Für die Fans war das ein Problem. Die Teams, Trainer, Spieler und Schiedsrichter selbst sahen es professionell. Das war Kommunikation: offen Dinge ansprechen, fragen, ob es ein Problem gibt, und gemeinsam entscheiden.“
Mit dem Situation Room war die Liga ein Pionier im europäischen Eishockey. Du bist auch in der Champions Hockey League aktiv, wo in den letzten Jahren spannende neue Regeln eingeführt wurden. Wie funktioniert die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene?
Seitz: „Wenn man die Champions Hockey League oder die verschiedenen nationalen Ligen betrachtet, dann arbeiten wir hinter den Kulissen alle zusammen – weil es, wie ich schon sagte, am Ende dieselbe Branche ist. Wir sind alle im selben Sport, im selben Geschäft. Die DEL ist die DEL, in Schweden, Finnland oder Deutschland hat jede Liga ihre Eigenheiten, und doch sind wir alle gleich. Zusammenarbeit bedeutet also unzählige Telefonate, verschiedene gemeinsame Komitees und das kollektive Arbeiten daran, sicherzustellen, dass wir uns nicht völlig voneinander unterscheiden, sondern gemeinsam das europäische Gesamtprodukt anbieten. Natürlich gibt es kleine Unterschiede oder besondere Situationen, aber im Kern ist es überall dasselbe Spiel. Genau da kommt die Champions League ins Spiel: Wo stehen unsere win2day ICE Hockey League Teams im Vergleich zu den anderen? Sind wir konkurrenzfähig? Liegt unser Spielstandard hoch genug? Sind wir zu körperlich, oder nicht körperlich genug? … Diese Zusammenarbeit könnte nicht funktionieren ohne eine enge, vollständige Kommunikation. Nur so wird gewährleistet, dass die Champions Hockey League dieses spektakuläre Produkt sein kann, das sie ist.“